Der Schulleiter aus Naceva besucht die Schweiz

Liebe Spenderinnen und Spender

Seit einiger Zeit beschäftigte mich der Gedanke, den Schulleiter «unserer» Schule in Naceva einmal in die Schweiz einzuladen. Im Verlauf des Jahres wurde diese Idee langsam konkret und am 10. August konnte ich Master Kiti nach über 22 Flugstunden (Nadi – Seoul und Seoul – Zürich) am Flughafen Zürich abholen.


Was wir in den folgenden zwei Wochen zusammen erlebten, war für beide Seiten sehr interessant und schön.
Wir versuchten Kiti ein Bild der Schweiz zu vermitteln, das einerseits die Highlights enthielt, andererseits aber auch das tägliche Leben widerspiegeln sollte. Zum Beispiel:
Für uns alltäglich, für ihn exotisch: ein Apfelbaum!



Schulbesuch in einer Schulklasse in Jegenstorf: Der Schulleiter im Sulu; für unsere Schülerinnen und Schüler ein ungewohntes Bild.

Master Kiti freute sich sehr über all die Sehenswürdigkeiten, die wir ihm zeigten, allerdings beeindruckten ihn ganz einfache Dinge mindestens ebenso sehr. Ein Brennholzstapel (Schiterbiigi) interessierte ihn. Warum wir denn Holz sammeln würden? Und nachdem wir es erklärt hatten, folgte sofort eine seiner unzähligen Ideen, die er zuhause auch verwirklichen wolle. Das sei ja genial, dann hätte man beim Kochen nicht immer noch zusätzlich den Stress mit der Beschaffung des Brennholzes; Vorräte in Plastikdosen (mit Deckel) verpackt – so gut, kein Ungeziefer in den Vorräten; Ställe und Unterstände für Kühe und Kälber – so schön für die Tiere, statt immer an der prallen Sonne sein zu müssen; an einem Nagel aufgehängtes Werkzeug – an seiner Schule sei ab sofort Schluss mit herumliegendem Werkzeug und ein herzförmiges Blumenbeet – so eines werde er für seine Frau auch machen. Alles Mögliche fiel ihm auf, alles notierte er fein säuberlich in seinem Tagebuch, alle Ideen will er auf der Insel umsetzen.

Unmittelbar nach seiner Rückkehr waren an seiner Schule Elterngespräche angesagt. Als ich nachfragte, ob alle Gespräche gut abgelaufen seien, meinte er: «Yes, all the parents enjoyed my stories from Switzerland.» Ob wohl auch über die Kinder und deren Schullaufbahn gesprochen wurde?

Natürlich haben wir uns auch über das Projekt (den Mittagstisch) und wiederum über zusätzliche Projekte unterhalten. Seinen diesjährigen Wunsch haben wir unterdessen bereits zu erfüllen versucht ....
Um was geht es? Master Kiti ärgert sich jedes Jahr, dass die Schulabgänger nach den Abschlussprüfungen 4-5 Wochen vor Schulende den Unterricht nicht mehr ernst nehmen und der Schule oft fernbleiben. Er möchte die Achtklässler auch in den letzten Schulwochen an der Schule haben und sie mit einem Spezialprogramm «ködern». Nach der obligatorischen Schulzeit auf der Insel gehen die Schülerinnen und Schüler auf die Hauptinsel, um weiterführende Schulen zu besuchen. Und da werden Grundkenntnisse am Computer erwartet. Bis jetzt gibt es an der Uluinakorovatu Schule nur vier Laptops für die Lehrpersonen. Master Kiti möchte nun vier bis sechs Computer-Arbeitsplätze einrichten und dort den Schulabgängern Grundkenntnisse in Informatik vermitteln. Dazu wird er – und das hat er bei seinem Schulbesuch an unserer Schule gesehen – neu Halbklassenunterricht einführen. Die Hälfte der Schülerinnen und Schüler wird einen Auftrag in der Bibliothek, die andere Hälfte Informatikunterricht bekommen.

Kurz nach seiner Rückkehr hat Mr. Kiti bereits den Schreiner, der einen Tisch für die Computer herstellte, organisiert und Offerten für die Computer eingeholt. Wir haben die Offerten geprüft und das Okay für die Beschaffung gegeben. Für umgerechnet ungefähr CHF 1'500 werden die Schülerinnen und Schüler nun 5 Feststationen bekommen und so die Möglichkeit haben, Grundkenntnisse in Informatik zu erlernen bevor sie auf die Hauptinsel wechseln.

Nach wie vor ist der Mittagstisch unser ganz grosses und wichtigstes Anliegen und das soll auch weiterhin so bleiben. Danke, dass Sie uns immer wieder unterstützen. Nebenprojekte wie die Solaranlage für das Schulhaus im letzten Jahr oder jetzt eben die Computer sollen aber immer Platz finden, wenn unserer Finanzlage dies erlaubt.
Und zu dieser Finanzlage noch dies: Der Besuch des Schulleiters tangierte unser Vereinsbudget in keiner Weise. Dieser Besuch war privat organisiert und finanziert.

Im Namen aller Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Eltern in Naceva wünsche ich Ihnen einen wunderschönen Herbst und eine lichterfüllte Advents- und Weihnachtszeit.

Vinaka vakalevu! (Vielen Dank!)

Herzliche Grüsse